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Besser schreiben: Warum du „man“ möglichst selten verwenden solltest

Glühbirnen mit Fragezeichen

Wie häufig verwendest du in deinen Texten das Wörtchen „man“?

Man“ ist ein kleines Wörtchen, dass sich super schnell in die eigenen Texte einschleicht, wenn man (!) nicht aufpasst. Es ist ja auch im mündlichen Sprachgebrauch weit verbreitet. Aber es hat große Nachteile und sollte in guten Texten deshalb nur selten und vor allem gezielt vorkommen. Warum das so ist und wie du „man“ vermeiden kannst, erfährst du in diesem Text.

Die unbestimmte Bedeutung von „man“

Man“ bedeutet so viel wie „jede:r“. Es soll andeuten, dass etwas von der Allgemeinheit so gesehen oder getan wird. Beispielsätze:

  • Das macht man nicht!“
  • Man sollte sich schon mal überlegen, ob das sinnvoll ist.“
  • Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.“
  • Wenn man so etwas erlebt, ist das ganz schön traumatisch.“
  • Man sollte in Texten möglichst viel Aktiv verwenden.“
  • Um Auto fahren zu dürfen, braucht man einen Führerschein.“

In einigen Fällen ist das sinnvoll. Manchmal möchtest du genau das sagen: Dass etwas für alle oder doch wenigstens für sehr viele Menschen gilt. Wenn das der Fall ist, kann „man“ die richtige Wahl sein.

Sehr häufig werden Sätze durch „man“ aber schwammig. Denn du schreibst von einer unbestimmten Allgemeinheit und das kann alles oder nichts bedeuten. Wer genau ist gemeint? Fühle ich mich zu dieser Gruppe überhaupt zugehörig? Und – bei Blog-, Newsletter- und Website-Texten besonders wichtig – fühle ich mich angesprochen?

Die vermeidende Bedeutung von „man“

Ist dir schon einmal aufgefallen, dass viele Menschen von „man“ sprechen, wenn sie eigentlich „ich“ meinen? Einer der Beispielsätze oben spielt damit: „Wenn man so etwas erlebt, ist das ganz schön traumatisch.“ Sagt diesen Satz eine betroffene Person, dann müsst er eigentlich heißen: „Für mich war es traumatisch, so etwas zu erleben.“ Achte mal darauf: Sehr viele Menschen sagen lieber „man“ als „ich“:

  • Naja, da muss man durch.“ (wenn sie gerade von einem Problem erzählt haben)
  • Da wird man wirklich sauer!“ (wenn sie selbst sauer sind)
  • Hier ist es so laut, da kriegt man ja Kopfschmerzen!“ (wenn sie selbst Kopfschmerzen bekommen oder fürchten, dass sie welche bekommen könnten)
  • Was soll man da machen?“ (wenn sie eigentlich wissen wollen, was sie selbst tun sollten)

Du verstehst, was ich meine? Diese Verwendung von „man“ ist tückisch, weil sie verschleiert, um wen es wirklich geht. Sie soll den Eindruck vermitteln, die eigenen Gefühle, Probleme oder Unsicherheiten wären nur allzu menschlich. Schließlich geht es jedem so, „man“ fühlt eben so. Das mag sogar stimmen, lenkt aber von dem ab, was gerade eigentlich wichtig ist: wie es MIR geht.

Die vermeidende Verwendung von „man“ gibt es noch in einer anderen Färbung: als Ersatz für „du“, „ihr“ oder „Sie“.

Einige Beispielsätze:

  • Da müsste man wirklich mal was tun.“ (wenn eigentlich eine bestimmte Person oder Personengruppe angesprochen werden sollte)
  • Da sollte man echt mal drüber nachdenken.“ (wenn es eigentlich um das Gegenüber geht)
  • Man könnte natürlich auch xy tun.“ (wenn jemand vermeiden möchte, einen ungebetenen Rat zu geben)

In der Vermeidungsstrategie ist das „man“ übrigens mit dem Passiv verwandt. Auch das kann man (na, hast du es bemerkt?) leicht nutzen, um die eigentlich handelnden oder angesprochenen Personen zu verschleiern.

In deinen Texten solltest du aber auf den Punkt kommen, deine Leser:innen ansprechen und berühren. Das gelingt mit einem verschleiernden „man“ nicht so leicht.

Muss „man“ gegendert werden?

Ich bin, wie die meisten meiner Leser:innen wissen, eine Freundin des Genderns. Ich halte es für eine wichtige Sache, Frauen und nonbinäre Menschen in der Sprache sichtbar zu machen. Aber wie ist das bei „man“?

Ursprünglich kommt das deutsche Wort „man“ tatsächlich (über Umwege anderer Sprachen) vom Begriff „Mann“ und zwar in der allgemeinen Bedeutung „Mensch“. Im Englischen kann „man“ heute noch sowohl „Mann“ als auch „Mensch“ bedeuten. Diese historische Gleichsetzung ist natürlich nicht zufällig, sondern ziemlich entlarvend. Lange Zeit waren tatsächlich nur die Männer von tragender Bedeutung für … ungefähr alles. „Man“ steht dadurch, wenn man es genau nimmt, in einer ähnlichen Tradition wie das generische Maskulinum.

Wer nicht glauben möchte, dass „man“ zumindest grammatisch gesehen männlich ist, kann sich diese Sätze mal genauer anschauen:

Diese beiden Sätze beziehen sich auf typisch weibliche körperliche Eigenschaften, trotzdem heißt es „sein“ und das ist ganz eindeutig eine grammatisch männliche Form.

Deshalb schreiben manche Menschen lieber „frau“, „mensch“ oder auch „eins“ statt „man“. Es gibt auch die Schreibweise „man*“, die alle Geschlechter mit einbeziehen soll.

Ich muss leider zugeben: Meine Meinung dazu ist eher emotional als vernünftig begründet. Ich finde diese Formen furchtbar. Sie stehen für mich für den Teil des Genderns, der eher mühsam und verkrampft wirkt und sich wohl nur schwer in der Alltagssprache durchsetzen kann. Und deshalb verwende ich sie selbst nur sehr selten.

Aber dass es diese Diskussion gibt, zeigt an, dass gerade feministische oder gender-queere Menschen unter Umständen ein inhaltliches Problem mit „man“ haben könnten. Wenn deine Zielgruppe also zum guten Teil aus diesen Personengruppen besteht, solltest du dir darüber Gedanken machen. Willst du den Begriff gendern? Oder lässt du ihn so? Auch bei dieser Frage ist es natürlich eine sinnvolle Lösung, „man“ so oft wie möglich zu vermeiden.

Alternativen zu „man“: So vermeidest du das Wörtchen

Der wichtigste Tipp zur Vermeidung von „man“ ist: Werde konkret! Sprich genau von den Menschen, die du auch wirklich meinst. Das kann „ich“ oder „wir“ sein, „du“ oder „Sie“ oder auch eine bestimmte Gruppe von Menschen. Einige Beispiele:

  • Man sollte im Blog regelmäßig neue Texte veröffentlichen.“ → „Du solltest im Blog regelmäßig neue Texte veröffentlichen.“
  • Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.“ → „Ich will das sagen dürfen.“
  • Um Auto fahren zu dürfen, braucht man einen Führerschein.“ → „Wer Auto fahren will, braucht einen Führerschein.“

Das Problem: Wenn du „man“ vermeidest, rutschst du bei allgemeinen Aussagen leicht ins Passiv und das ist auch kein besonders guter Stil. Es kostet also ein wenig Übung, andere Formulierungen zu finden. Aber meistens ist es möglich und verbessert den Text.

Darf ich jetzt „man“ überhaupt nicht mehr verwenden?

Doch, natürlich darfst du. Im mündlichen Sprachgebrauch sowieso, aber auch in deinen Texten ist das völlig in Ordnung. Es gibt keine Sprachpolizei, die dir bestimmte Wörter verbietet 🙂 Ein besserer Stil ist es in Texten allerdings, wenn du „man“ nicht so häufig verwendest.

Nutze es dann, wenn es dir wirklich um allgemeine Aussagen geht und eine Umformulierung zu gestelzt klingen würde. An diesen Stellen ist es sinnvoll. Und wo es leicht zu ersetzen ist, verwendest du eben eine andere Formulierung. Mit ein bisschen Übung und Aufmerksamkeit ist das gar nicht so schwer.

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Birgit, Was für ein toller Beitrag!
    Daraus nehme ich gerne ein paar Anregungen mit.
    Ich nutze in meinen Texten gerne mensch statt man.
    Warum erkläre ich hier: https://kullibri.de/warum-mensch-statt-man/
    Im mündlichen Sprachgebrauch ist es allerdings schwer umzusetzen, dafür muss ich hart trainieren um mir das „man“ abzutrainieren. o.O
    Liebe Grüße,
    vom Kullibri 🙂

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    • Hallo Kullibri,
      freut mich sehr, dass du etwas aus dem Artikel mitnehmen konntest 🙂 Mit „mensch“ konnte ich mich bisher so gar nicht anfreunden. Aber ich lese definitiv deinen Artikel dazu 🙂
      Viele Grüße
      Birgit

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