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4 Gründe gegen Passiv in deinen Texten

Ich erkläre dir, warum du Passiv in Texten vermeiden solltest und wie du das machst.

Die deutsche Sprache kennt zwei grundsätzliche Verbformen: Aktiv und Passiv. In deinen Texten solltest du das Passiv möglichst vermeiden. Diesen Schreibtipp hast du vielleicht schon mal gehört. Aber kennst du die Gründe dafür? Und weißt du, wie du Texte ohne Passivkonstruktionen aufbaust? Ich erkläre dir alles, was du dazu wissen musst.

Definition: Was ist das Passiv überhaupt?

Handlungen können aktiv oder passiv sein. Bei der Aktivform erfährst du, was jemand oder etwas tut. In der Passivform erfährst du, was einer Person oder einem Gegenstand passiert. Deshalb nennt man das Aktiv auch Tätigkeitsform und das Passiv auch Leideform. Und da erahnst du vielleicht schon eines der Probleme …

Ein paar Beispiele für Aktiv- und Passivformulierungen:

  • Ich fahre meinen Sohn zum Reitstall. (Aktiv) – Mein Sohn wird zum Reiten gefahren. (Passiv)
  • Du schreibst einen Text. (Aktiv) – Ein Text wird geschrieben. (Passiv)
  • Der Stadtrat beschloss eine Änderung in der Verkehrsführung. (Aktiv) – Eine Änderung in der Verkehrsführung wurde beschlossen. (Passiv)
  • Ich habe die Akte noch nicht vorbereitet. (Aktiv) – Die Akte wurde noch nicht vorbereitet. (Passiv)
  • Ihr dürft hier nicht rauchen. (Aktiv) – Hier darf nicht geraucht werden. (Passiv)
  • Damit hast du mir sehr geholfen. (Aktiv) – Damit wurde mir sehr geholfen. (Passiv)

Falls dir noch nicht ganz klar geworden ist, was ich meine, dann findest du hier eine sehr gute Videoerklärung zu den Unterschieden von Aktiv und Passiv.

4 Gründe gegen Passiv in deinen Texten

In Blogbeiträgen und ähnlichen Texten solltest du möglichst wenige Passivformen verwenden, und zwar aus diesen 4 Gründen:

Grund 1: Passiv macht Texte länger

In einem Aktivsatz ist das Verb einteilig (Beispiel: fahre). In einem Passivsatz gibt es zwei Wörter, die zum Verb gehören (Beispiel: wird … gefahren). Dadurch bläht sich dein Text auf, ohne zusätzliche Informationen zu liefern.

In einem einzelnen Satz ist das nicht dramatisch. Was soll dieses eine Wort schon für einen Unterschied machen? Aber wenn die Passivformen zur Gewohnheit werden (und das sind sie bei ziemlich vielen Menschen), dann summieren sich diese unnötigen Wörter. Der Text wirkt dann unstrukturierter und unkonkreter.

Falls du jetzt Bedenken hast, dass auf diese Weise deine Texte zu kurz für die Suchmaschinen werden könnten, solltest du dir diesen Blogbeitrag mal anschauen.

Grund 2: Passiv macht Sätze unübersichtlicher

Die wichtigsten Teile eines Satzes sind das Subjekt (WER tut etwas?) und das Verb (WAS tut jemand?). Diese beiden Informationen brauchen wir, um einen Satz zu verstehen. Alle anderen Informationen sind Beiwerk. Das Problem bei Passivformen ist: Das Verb rutscht an das Ende des Satzes. Und damit verstehst du erst ganz am Ende, worum es im Satz eigentlich geht.

Schau dir dazu ruhig noch einmal die Beispiele von oben an. Bei fast allen Aktivformen steht das Verb am Anfang des Satzes, nach dem Subjekt. Bei den Passivformen erfährst du diese wichtige Information erst ganz am Ende des Satzes.

Das kann den Unterschied zwischen Verstehen und Nichtverstehen machen, gerade bei längeren oder komplexeren Sätzen. Wahrscheinlich verstehen die meisten deiner Leser:innen die Sätze trotzdem. Aber wenn sie deinen Text als unbequem und schwierig empfinden, klicken sie viel schneller wieder weg.

Grund 3: Passiv macht Texte unpersönlicher

In sehr vielen Aktivsätzen ist das Subjekt eine Person. Ich, du, er, der Stadtrat, die Nachbarin. Diese Person (manchmal auch ein Gegenstand oder eine Idee) handelt aktiv.

In Passivsätzen rutscht dagegen das Objekt in den Vordergrund. Das kann eine andere Person sein, viel häufiger ist es aber ein Gegenstand. An der wichtigsten Stelle deines Satzes steht nun also nicht mehr die handelnde Person, sondern der Gegenstand beziehungsweise die Person, mit dem oder der etwas passiert. Und das macht deinen Text unpersönlicher. 

Beispiele:

  • Der Kellner wischt den Tisch ab. (Subjekt ist „der Kellner“.) – Der Tisch wird abgewischt. (Neues Subjekt ist „der Tisch“.)
  • Die Betrügerin räumte das Konto leer. (Subjekt ist „die Betrügerin“.) – Das Konto wurde von der Betrügerin leergeräumt. (Neue Subjekt ist „das Konto“.)
  • Ich zweifle die Aussage an. (Subjekt ist „ich“.) – Die Aussage wird angezweifelt. (Subjekt ist „die Aussage“.)

Unpersönlichkeit kannst du in Blogbeiträgen nicht gebrauchen. Du willst schließlich deine Leser:innen ansprechen. Also solltest du das auch tun, indem du die handelnde Person benennst.

Grund 4: Passiv macht Texte – nun ja – passiver

Ein Text, in dem viel passiert, ist spannend. Das gilt nicht nur für Kurzgeschichten, sondern auch für Sachtexte. Dazu gehört, genauer zu erzählen, was jemand tut (oder tun sollte). Aktivformen bringen Bewegung und Schwung in einen Text. Passiv – die „Leideform“ – verlangsamt den Text dagegen.

Passiv bewusst (und sparsam) einsetzen

Es gibt durchaus Situationen, in denen das Passiv sinnvoll oder angemessen ist. Zum Beispiel dann, wenn du die handelnde Person nicht kennst oder absichtlich nicht nennen willst. Oder auch dann, wenn du bewusst das passive Erleiden in den Vordergrund setzen willst.

Passivformen werden übrigens häufig genutzt, um die handelnden Personen zu verschleiern. (In diesem Satz steckte ein Passiv, ist es dir aufgefallen?) „Eine Änderung wurde beschlossen“ sagt eben nichts darüber aus, wer genau daran beteiligt war. Deshalb findest du Passivkonstruktionen so häufig in offiziellen Verlautbarungen.

Die Voraussetzung dafür ist aber, das Passiv nur sparsam und gezielt einzusetzen. So gelingt dir das:

  1. Nimm dir einen deiner aktuelleren Texte vor und durchforste ihn nach Passivformen. Achte auf das Signalwort „werden“ in allen Varianten.
  2. Formuliere sie versuchsweise alle um. In den meisten Fällen wird der Text dadurch besser. Wenn dir die Suche nach der richtigen Formulierung schwerfällt, frage dich immer: WER handelt hier?
  3. Wenn du an bestimmten Stellen stolperst, überlege dir, ob das Passiv an dieser Stelle einen konkreten Sinn hat. Lass dich dabei nicht vom vagen Gefühl täuschen, das Passiv klinge irgendwie besser. Dieses Gefühl hat oft mit der Fehleinschätzung zu tun, komplexe Formulierungen würden gebildeter klingen. Das ist nicht der Fall.
  4. Nimm bei deinen nächsten Texten einen zusätzlichen Korrekturgang vor: Wenn der Text eigentlich schon fertig ist, suchst du noch einmal gezielt nach dem Passiv und wandelst die Sätze in Aktivformen um. Keine Sorge: Das musst du nicht lange machen. Wenn du dich einmal daran gewöhnt hast, auf Passivkonstruktionen zu achten, rutschen sie dir gar nicht mehr so leicht in die Texte hinein.

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