Sabine Landua ist Lerncoach und Lerntherapeutin und hat sich auf die Unterstützung von Menschen mit Dyskalkulie und/oder Lese-Rechtschreib-Schwäche spezialisiert. Wir haben einiges gemeinsam, wie wir festgestellt haben, zum Beispiel unsere Vergangenheit als Grundschullehrerinnen.
Sabine hat mir 10 Fragen gestellt, die ich sehr gerne beantwortet habe. Es geht ums Schreiben und Bloggen, um ADHS, Ehrenamt und Fantasy, alles Themen, über die ich stundenlang reden und schreiben könnte 😀 Ich habe natürlich trotzdem versucht, mich kurz zu halten.
Hier kommen die ersten 5 Fragen und meine Antworten, Teil 2 folgt morgen.
Du wolltest ursprünglich mal Lehrerin werden. Wieso kam es nicht dazu?
Genau genommen bin ich tatsächlich Lehrerin geworden, ich habe mein zweites Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen. Danach habe ich aber den Job abgelehnt, der mir angeboten wurde, und keinen Fuß mehr als Lehrerin in eine Schule gesetzt.
Im Referendariat ist mir sehr klar geworden, dass ich nicht als Lehrerin arbeiten möchte. Ganz entscheidend waren die Mängel, die ich am bayerischen Schulsystem gesehen habe. Viel zu große Klassen, zu viel Notendruck schon in der Grundschule, Lehrer:innenmangel und eine schier unerfüllbare Masse an Aufgaben und Verantwortungen. Ich habe gesehen, wie mir und anderen Lehrer:innen Kinder „durchs Netz rutschen“, trotz aller Bemühungen. Ich habe erlebt, wie wenig Unterstützung es vonseiten des Schulamts gab und wie viele Lehrer:innen ständig an der Belastungsgrenze standen. Oder diese Grenze schon längst hinter sich gelassen hatten. Meiner Ansicht nach ist das Schulsystem an vielen Stellen marode und es liegt absurd viel Verantwortung auf dem Rücken der Lehrer:innen. Dabei wollte ich nicht mitmachen.
Mein damals noch undiagnostiziertes ADHS hat die Sache sicher auch nicht leichter gemacht. Nicht nur mich selbst und meinen Unterricht zu organisieren, sondern auch noch die Lernwege von fast 30 Kindern im Blick zu behalten und ihnen allen sinnvoll zu helfen, das fand ich extrem schwierig. Obwohl ich immer sehr gerne mit Kindern gearbeitet habe, habe ich dieser Karriere also den Rücken gekehrt, noch bevor sie richtig angefangen hatte. Und ich habe es auch nie bereut.
Du hast das Schreiben zu deinem Beruf gemacht. Was fasziniert dich daran?
Schreiben ist das Medium, mit dem ich mich am besten ausdrücken kann. Wenn ich meine Gedanken sortieren oder meine Gefühle ausdrücken will, schreibe ich Tagebuch. Wenn ich etwas lernen will, schreibe ich es auf. Wenn ich meine Stimme erheben und wirken lassen will, schreibe ich Texte oder Briefe. Das Schreiben ist mit meinen Gedanken und meinem Alltag unheimlich stark verwoben und ich liebe es 🙂 Deshalb bin ich sehr froh und dankbar, dass ich es zu meinem Beruf machen konnte und auch anderen meine Stimme leihen darf.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie es ist, für andere zu schreiben. Wie gelingt dir das, z.B. beim Schreiben von Blogartikeln für andere?
Nicht jede:r kann sich schriftlich gut ausdrücken. Zu sagen haben aber fast alle etwas. Damit ich diese Brücke schlagen kann, ist es wichtig, die Sprache meines Gegenübers zu kennen. Wenn es schon Texte gibt, kann ich mich daran gut orientieren und die Blogartikel so anpassen, dass sich meine Auftraggeber:innen darin wiederfinden. Bei den meisten Unternehmen funktioniert dieser Weg sehr gut. Da existieren meistens schon Homepagetexte, Flyer oder andere Veröffentlichungen, an denen ich mich orientieren kann. Zusätzlich gibt es immer ein Briefing, in dem ich zum Beispiel die Zielgruppe der Texte, wichtige Keywords und bestimmte Sprachvorgaben oder -vorlieben erfrage.
Wenn bisher noch nichts Schriftliches existiert, ist ein ausführlicheres Vorgespräch zum Kennenlernen wichtig. Das ist zum Beispiel bei Soloselbstständigen der Fall, die gerade erst damit beginnen, sichtbarer zu werden. Ich frage dann ein paar grundsätzliche Dinge ab und mache mir außerdem einen Eindruck davon, wie eine Person spricht. Wenn die Chemie zwischen uns stimmt, nehme ich diese Feinheiten sehr schnell wahr. Das lasse ich dann in die Texte einfließen. Bei den ersten Texten frage ich genauer nach, was noch geändert werden muss, um die Stimme einer Person möglichst gut zu treffen. Danach kenne ich den gewünschten Stil und die Sprache recht gut und kann damit weiterschreiben.
Wie lange bloggst du schon und wie kam es dazu?
Ich war schon sehr früh von Blogs fasziniert und habe Blogs von anderen gelesen, immer mit dem Gedanken, das selbst einmal zu machen. Ab 2005 habe ich ein paar Jahre anonym über meinen Alltag gebloggt, die Seite gibt es allerdings schon längst nicht mehr 🙂 . Seitdem habe ich viele Hundert Blogartikel und Newslettertexte für andere geschrieben. Sehr viel lief und läuft dabei über Mundpropaganda. Eine eigene Seite mit Blog unter meinem echten Namen habe ich erst seit dem Herbst 2021. Seitdem sind dort 83 Blogartikel über alle möglichen Themen erschienen.
Hast du ein Lieblings-Blogformat?
Ich mag die Jahres- und Monatsrückblicke, weil sie mir selbst so viel Möglichkeit zum Erinnern, Reflektieren und Planen geben. Ansonsten mag ich Listicles und Anleitungen sehr gerne.
Morgen geht es weiter mit den nächsten fünf Interviewfragen. Ich freue mich schon 🙂
Hallo Birgit, genau diese Mängel im System sind der Grund, warum ich auch nicht mehr als Lehrerin arbeite! Eine zeitlang habe ich versucht, dagegen anzuarbeiten und für meine Klassen Alternativen zu finden. Ich musste aber feststellen, dass das in diesem System nicht gewünscht ist. Spannend finde ich, dass dein eigener Blog noch recht jung ist, obwohl Schreiben deine Passion ist. Die Rückblicke mag ich auch gerne. Ich schreibe sie aber nicht allzu oft.
Liebe Grüße
Sabine