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Mal ehrlich: 10 Interviewfragen an mich von Sabine Landua, Teil 2

Bloggen, ADHS, Hospizarbeit, Fantasy: Sabine Landua hat mir spannende Interviewfragen gestellt, die ich hier beantworte.

Die Lerntherapeutin Sabine Landua hat mir 10 spannende Interviewfragen gestellt. 5 davon habe ich gestern schon beantwortet und hier kommt nun Teil 2. Es geht um meine Motivation zum Bloggen, um meine ADHS-Diagnose, mein Ehrenamt in der Hospizarbeit und meine Liebe zur Fantasy. Los gehts mit Sabines Fragen und meinen Antworten:

Du schreibst so viel beruflich. Was motiviert dich regelmäßig auf deiner eigenen Seite zu bloggen?

Das ist manchmal gar nicht so leicht, denn natürlich fällt mein eigener Blog am ehesten aus der Planung, wenn die Zeit und Energie nicht für alles reicht. Aber ich sehe meine eigene Seite als meine Spielwiese. Hier schreibe ich über die Dinge, die mich ganz persönlich gerade beschäftigen oder von denen ich weiß, dass sie meinen (potenziellen) Kund:innen weiterhelfen können. Diese Freiheit in der Themenwahl, Sprache und Häufigkeit motiviert mich sehr und macht mir unheimlich viel Spaß. Ja, ich schreibe sowieso schon viel. Aber mir würde definitiv etwas fehlen, wenn ich nicht selbst noch bloggen würde 🙂

Als Erwachsene wurdest du mit ADHS diagnostiziert. Was bedeutet die Diagnose für dich?

Für mich war die ADHS-Diagnose eine große Erleichterung und eine Erklärung für eine Menge meiner Eigenheiten. Das bedeutet, dass ich sehr vieles in meinem Leben neu bewerten muss und darf. Ich dachte zum Beispiel mein Leben lang, ich wäre ein bisschen lebensuntüchtig, disziplinlos und ganz schön faul. Ich wusste nicht, warum mir manche Dinge so schwerfallen, die für andere selbstverständlich zu sein scheinen. Und ich konnte das trotz aller Bemühungen nicht in dem Maß ändern, das ich mir vorgestellt habe.

Die Diagnose dreht für mich diese Bewertung komplett um. Es stimmt einfach nicht, dass ich disziplinlos bin und mich einfach nur mehr anstrengen müsste. Ganz im Gegenteil: Ich staune jetzt manchmal, wie weit ich eigentlich gekommen bin, und kann mich viel besser auf meine Stärken konzentrieren.

Ich habe mich entschieden, offen mit der Diagnose umzugehen. Zum einen denke ich, dass über Neurodivergenz und mentale Gesundheit noch viel mehr gesprochen werden muss. Und zum anderen habe ich in der Vergangenheit immer versucht, nicht negativ aufzufallen. Das kostet unheimlich viel Kraft und ist überhaupt nicht gut für das eigene Selbstbild. Indem ich offen über mein ADHS spreche, kann ich viel mehr ich selbst sein und muss mich nicht ständig verbiegen. Und ich kann leichter Lösungen für Situationen finden, die mir schwerfallen.

Was würdest du Kindern mit ADHS aus deiner Erwachsenensicht raten?

Ich würde ihnen raten, erfinderisch zu sein und immer wieder nach neuen Lösungen zu suchen, die für sie funktionieren. Wir ticken ein bisschen anders, das heißt aber nicht, dass wir weniger können. Wir können andere Sachen gut, sogar manchmal viel besser als „normale“ Leute. Und die Wege, die wir für uns finden können, sind oft viel interessanter und lustiger als die Standardwege.

Eltern würde ich raten, ihre Kinder bei Auffälligkeiten frühzeitig untersuchen und behandeln zu lassen. Aus ADHS können eine ganze Reihe anderer psychischer Krankheiten entstehen, ganz besonders wenn das ADHS nicht diagnostiziert ist. Und selbst wenn es nicht so weit kommt, ist es furchtbar, mit dem Gefühl aufzuwachsen, irgendwie verkehrt zu sein und die einfachsten Sachen nicht hinzubekommen. Und dann rate ich Eltern, sich intensiv zu informieren, und zwar sowohl bei Expert:innen als auch bei Betroffenen. Inzwischen gibt es dafür viele gute Bücher, Podcasts, Videos und Social-Media-Accounts. ADHS ist mit vielen Vorurteilen verbunden, die überhaupt nicht der Realität entsprechen. Eltern sollten zu Fachleuten für ADHS werden, um diesen Vorurteilen zu begegnen und ihren Kindern sinnvoll zu helfen.

Was bedeutet dir deine ehrenamtliche Arbeit als Hospizbegleiterin?

Die Hospizarbeit ist mir eine große Herzensangelegenheit. Begonnen hat das mit dem Tod meines Vaters im Jahr 2013. Er war schon einige Jahre krank, aber es sah nie akut lebensbedrohlich aus. Als es das dann doch wurde, ging plötzlich alles ganz schnell. Trotzdem konnten wir es ihm und uns so schön wie möglich machen. Inzwischen weiß ich, wie viel Glück und Unterstützung wir damals hatten. Sonst wäre es nicht möglich gewesen, ihn noch knapp vor seinem Tod nach Hause zu holen.

Für uns als Familie und sicher auch für ihn war es unheimlich wertvoll, dass er seine letzten Lebensstunden zu Hause verbringen konnte. Er ist in Ruhe gestorben, mit seiner Katze auf dem Bett und umgeben von seiner Familie.

Diese Tage rund um seinen Tod gehören zu den prägendsten meines Lebens und sie waren trotz aller Trauer gut und wertvoll. Klarer kann man nicht spüren, dass es einen Unterschied macht, WIE jemand stirbt.

Ein Jahr später habe ich die Ausbildung im Hospizverein begonnen. Ich wollte dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen in Würde und Ruhe sterben können. Dazu gehört einerseits die Sterbebegleitung, die die Hospizvereine anbieten. Für mich steht aber zusätzlich die Weitergabe von Wissen im Vordergrund. Deshalb bin ich seit einigen Jahren Teil unseres Ausbildungsteams für neue Hospizbegleiter:innen. Außerdem besuche ich Schulklassen, um Jugendlichen von der Hospizarbeit zu erzählen. In unserer Gesellschaft wird noch zu wenig über den Tod gesprochen, das möchte ich ändern.

Was fasziniert dich an der Fantasy-Welt? Nimmst du etwas davon mit in deinen Alltag?

Fantasy in seinen unterschiedlichen Facetten hat mich schon als Jugendliche fasziniert, zunächst in Form von Büchern und Filmen. Als junge Erwachsene habe ich dann mit dem Liverollenspiel angefangen und einige Zeit später auch mit Pen-&-Paper-Rollenspielen. Übrigens eine untypische Reihenfolge, aber das nur nebenbei.

Ich mag es, in Welten einzutauchen, in denen es Magie und mystische Wesen, glorreiche Held:innen und furchtbare Monster gibt. Die Rollenspielabende oder -wochenenden sind für mich Auszeiten aus dem Alltag. Ich beschäftige mich dort sehr intensiv mit Problemen, die nur in der Spielwelt existieren und in meinem wirklichen Leben völlig irrelevant sind. Und ich tue das mit Mitteln, die im echten Leben niemals möglich wären oder infrage kämen. Ich mache also quasi Urlaub von mir selbst und erlebe dabei spannende Abenteuer.

Außerdem gibt es rund um Fantasywelten mehrere unheimlich kreative Hobbys, die mich sehr faszinieren. Ob es um das Schreiben von Abenteuern und Hintergrundwerken geht, um das Schneidern und Basteln von Gewandung oder Cosplays oder um Lieder und Geschichten in einer erfundenen Welt: Ich liebe diese spielerische Schaffenskraft, die bei vielen Fantasy-Begeisterten freigesetzt wird. Und ich lasse mich auch selbst gerne in diese Form der Kreativität hineinfallen. Nähen kann ich zwar leider nicht, obwohl ich es gerne lernen möchte. Aber beim Schreiben und Erfinden bin ich dabei. Zusammen mit Freund:innen und Familienmitgliedern organisiere ich zum Beispiel eine LARP-Reihe, die seit 20 Jahren besteht und in dieser Form einzigartig in der Rollenspiellandschaft ist. Mein Hauptcharakter ist eine Bardin, ich schreibe und lerne also viele Lieder, die in Fantasywelten passen. Wir haben ein ganzes Hintergrundland mit absurd vielen Details entwickelt. Und ich erfinde Monster, Abenteuerideen und andere Spielinhalte für das Rollenspielsystem ABOREA.

Du möchtest außerdem wissen, was ich aus der Fantasy-Welt mit in meinen Alltag nehme: Ruhe und Entspannung einerseits, spannende Geschichten und Erlebnisse andererseits. Und ganz viel Input für neue Ideen und jede Menge Spaß. Und um den geht es bei mir in diesem Jahr ganz besonders 🙂

Vielen Dank, liebe Sabine, für die spannenden Fragen! Ich durfte Sabine übrigens umgekehrt auch 10 Interviewfragen stellen, die sie auf ihrem Blog beantwortet. Sobald der Artikel erschienen ist, verlinke ich ihn hier.

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