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Wie ich wurde, was ich bin – Mein Weg zur Texterin

Ein Teil meiner ganz persönlichen Geschichte …

Womöglich hätte ich schon in der Schule Texterin werden wollen, wenn ich geahnt hätte, dass es diesen Beruf überhaupt gibt. Aber von solchen Möglichkeiten erfuhr man in der Berufsberatung nichts. Ob das heute wohl anders ist? Mein Weg zur Texterin war jedenfalls nicht besonders geradlinig. Dank der BoomBoomBlog-Challenge von Judith Peters habe ich mir für mich und euch genauer angeschaut, wie es eigentlich dazu gekommen ist, dass ich Texterin wurde. Das ist meine Geschichte:

  1. ca. 1989: Kritik an meinem Aufsatz. Ich war schon immer gut in Deutsch, hatte einen großen Wortschatz und ein gutes Sprachgefühl und habe gerne Geschichten geschrieben. In der dritten Klasse (schätze ich) wurde mir einmal ein Fehler im Aufsatz angestrichen, über den ich mich sehr geärgert habe. Es war eine Gruselgeschichte und die Hauptfigur versteckte sich im Schrank, wo sie „sichtlich aufgeregt“ war. Die Kritik daran: „Sichtlich“ könne man nur verwenden, wenn jemand da ist, der es auch sieht. Damals fand ich das total doof. Heute denke ich mir: „Wow, das war wirklich Kritik auf hohem Niveau.“

    Das bin ich in der dritten Klasse, genauer gesagt zur Erstkommunion.

  2. ca. 1992: ein Notizbuch aus der Buchhandlung. Ich habe immer viel geschrieben: Tagebuch, Geschichten oder kleine Zeitschriften, die ich dann an Nachbarn und Eltern verkaufte. Ich muss vielleicht 12 gewesen sein, als in der Buchhandlung im Ort Notizbücher verschenkt wurden. Sie waren Teil einer Kampagne, die Kinder zum Schreiben (und Lesen) von Büchern motivieren sollte. Man konnte in das Buch eine Geschichte schreiben und dann damit an einem Wettbewerb teilnehmen. Das habe ich zwar nie getan, aber damals muss zum ersten Mal der Wunsch gewachsen sein, Autorin zu werden.
  3. 1998 bis 2000: Deutsch-Leistungskurs. In der Oberstufe mussten wir zwei Leistungskurse wählen. Dass Deutsch einer davon sein würde, war mir völlig klar (Geschichte wurde dann der zweite). Der Deutsch-Kurs fand wegen geringer Teilnahme am Nachbargymnasium statt, beim sehr strengen und fordernden Schulleiter. Ich habe bei ihm wirklich viel gelernt, aber bekam leider auch den Eindruck, dass es nie so richtig reichen würde mit mir und der Literatur. Wann immer ich konnte (und das konnte ich meistens), wählte ich für die Prüfungen Erörterungen statt literarischer Interpretationen. Sachtexte und Argumentationen, das lag mir schon damals mehr.

    Das bin ich, während ich mein Deutsch-Abitur schreibe 🙂 Auf der Rückseite ist eine Widmung meines Deutsch-LK-Leiters.

  4. ab 2000: Studium mit Sprachen-Schwerpunkt. Nach dem Abitur begann ich das Studium für Grundschullehramt, erst mit dem Hauptfach Englisch, das ich dann aber schnell zu Deutsch wechselte. Das lag mir einfach mehr und ich mochte viele Vorlesungen wirklich sehr. Ich habe damals den Grammatikduden durchgearbeitet, von der ersten bis zur letzten Seite. Ich habe einen Kurs in Mittelhochdeutsch besucht, bin in die Tiefen von Kafkas Seele herabgestiegen und habe mich mit der Frage beschäftigt, wie das eigentlich funktioniert mit dem Lesen- und Schreibenlernen.
  5. 2004: Meine Zulassungsarbeit hätte mich stutzig machen sollen. Vor dem Staatsexamen mussten wir eine Zulassungsarbeit schreiben. Die meisten meiner Kommiliton:innen wählten ein pädagogisches Fach. Klar, wir studierten immerhin Lehramt. Ich entschied mich stattdessen für Sprachwissenschaft und wertete die Sprachmuster verschiedener Gebrauchsanweisungen aus. Die Arbeit machte mir wirklich Spaß und brachte mir (neben sehr viel Unverständnis von meinen Kommiliton:innen) eine glatte 1 ein. Vielleicht hätte mir damals schon auffallen sollen, dass die Arbeit mit Sprache mir mehr lag als die Arbeit in der Schule.
  6. ab 2005: Berufspause und Mamazeit. Direkt nach dem Studium wurde ich schwanger und schob das anstehende Referendariat um einige Jahre nach hinten. Das Schreiben zog sich aber auch in dieser Zeit durch mein Leben. Ich schrieb Geschichten und Artikel, bastelte an einer ersten Homepage, schrieb mir in Internetforen die Finger wund und fing ein Buch nach dem anderen an (ohne jemals eines zu Ende zu bringen). Ich las Schreibratgeber (die mich eher frustrierten als vorwärts brachten) und erfand Geschichten, die ich meinem Kind erzählte und hin und wieder auch (meist erfolglos) an Verlage schickte.
  7. 2007: Mein erstes Blog. Ab ca. 2004 entdeckte ich zum ersten Mal, dass es so etwas wie Bloggen gibt. Ich las das Blog der Autorin Luisa Francia. Das gibt es heute immer noch in fast unveränderter Form und ich stellte fest: Ich mag es auch heute noch. 2007 jedenfalls begann ich mein erstes Blog. Anonym. Ein klassisches Mamablog, das ich einige Jahre lang eher unregelmäßig führte, mal wieder einstampfte, dann wieder startete. Ich mochte das Schreiben sehr, aber wusste einfach nicht, wie ich das so richtig in die Gänge bringe. Und vor allem hatte ich damals die Routinen nicht, um wirklich dranzubleiben. Gelernt habe ich trotzdem viel und so ganz konnte und wollte ich das Bloggen nie aufgeben.
  8. 2009: Visionssuche. Ein paar Monate vor Beginn meines Referendariats machte ich eine Visionssuche. Ich verbrachte drei Tage und vier Nächte alleine im Wald, um mit mir alleine zu sein und Antworten auf wichtige Fragen zu bekommen. Eine meiner beiden Fragen lautete in etwa: „Was kann ich beruflich tun, um meiner Natur zu folgen und der Welt mein Bestes zu schenken?“ Die Antwort war ein einziges Wort: „Schreiben.“ Ich wusste damals nicht so recht, was ich damit anfangen sollte. Ich kannte beim Thema Schreiben nur „Autorin“ als Beruf. Und dass damit kaum jemand Geld verdient, war mir sehr klar. Außerdem stand ja das Referendariat direkt vor der Tür.

    Direkt vor dem Start der Visionssuche, mit ziemlich skeptischem Blick 😀

  9. Juli 2012: Das mit der Schule war wohl nichts. Das Referendariat habe ich mit viel Schweiß und Tränen zu Ende gebracht. Am letzten Tag, als die Schüler:innen gegangen waren, saß ich im leeren Klassenzimmer und weinte vor Erleichterung. Ich hatte keine Ahnung, wie es ab jetzt beruflich weitergehen sollte, aber ich wusste ganz genau, dass ich keinen Tag mehr als Lehrerin arbeiten wollte. Die angebotene Stelle für das neue Schuljahr hatte ich schon vor Monaten abgelehnt. Also auf ein Neues, irgendwie.
  10. September 2012: Mein erstes mit Schreiben verdientes Geld. Ich hatte mir eine Weile Zeit gegeben, um zu überlegen, wohin es beruflich mit mir gehen sollte. In dieser Zeit musste natürlich trotzdem ein bisschen Geld reinkommen. Ich nahm eine Aushilfsstelle in einem Kindergarten an, startete mit einem Freund als Puppenspielerin und Märchenerzählerin und machte mich außerdem auf die Suche nach Online-Nebenjobs. Dabei stieß ich auf eine Textbörse und meldete mich da an. Ja, es war rettungslos unterbezahlt. Aber das Gefühl war unbeschreiblich, als die ersten 100 Euro auf mein Konto überwiesen wurden. Ich hatte Geld mit dem Schreiben verdient! Das war ein echter Game-Changer.
  11. Ab 2013: Weiter in die Selbstständigkeit. In kurzer Zeit kamen zur Textbörse eigene Kund:innen hinzu, die mit meiner Arbeit sehr zufrieden waren. Ich besuchte Schreibkurse und -werkstätten, las Bücher über das Schreiben und bildete mich fort. Beschäftigte mich im Lauf der Jahre dann auch mit den Begleitthemen. Buchhaltung, Steuern, Marketing, so Kram. Den Kindergartenjob konnte ich schließlich an den Nagel hängen, die Textbörse auch. Und die Suche nach einem Ziel hat sich von selbst erledigt, weil ich angekommen war. Ich war selbst ein bisschen verblüfft, dass ich einfach so in einen neuen Beruf hineingerutscht war, von dem ich vorher nicht einmal wusste, dass es ihn gab.
  12. 2016: der Aborea-Atlas. Das ich mit dem Schreiben Geld verdienen konnte, war der Hammer. Aber ein kleiner Stachel blieb noch eine Weile: Eigentlich wollte ich, wenn ich ehrlich war, doch Bücher veröffentlichen, Romane schreiben. Dann tat sich plötzlich eine tolle Möglichkeit auf und ich trat in das Autor:innen-Team des Rollenspiels Aborea ein. Ich schrieb einige Geschichten und Kurzabenteuer für Aborea. 2016 wurde unser „Atlas der bekannten Welt“ veröffentlicht, ein riesiges und wunderschönes Hintergrundwerk, das zu einem guten Teil aus meiner Feder stammt. Ich liebe dieses Buch (und auch das Spiel) immer noch sehr, es ist einfach großartig geworden.
  13. 2021: endlich wieder bloggen. Ich habe mich viele Jahre um eine eigene Homepage gedrückt. Ich wusste nicht, wie ich mit der Technik klarkommen sollte und hatte zugegebenermaßen ziemliche Angst vor der Sichtbarkeit. Seit dem letzten Jahr habe ich das mit Hilfe der Home Sweet Office Family nun endlich hinter mir gelassen und blogge wieder selbst. Ich liebe es! In den letzten Jahren habe ich viele Hundert Blogartikel für Kund:innen geschrieben. Jetzt auch wieder selbst zu bloggen, nach meinen Interessen und mit meinem Namen, das ist großartig.

    Das bin ich heute, na gut, gestern 😀

Ja, und da stehe ich nun und bin ganz schön glücklich darüber, wie das alles gelaufen ist. Ich arbeite in meinem Traumjob und bringe zusammen mit meinen Kund:innen Texte in die Welt, die andere weiterbringen. Und demnächst geht es noch einen Schritt weiter: Nach über 1000 Blogartikeln, die ich inzwischen für mich und andere geschrieben habe, möchte ich auch andere Blogger:innen unterstützen. Denn ich höre viel zu häufig den Satz „Ich kann nicht schreiben“. Er stimmt meistens genauso wenig wie „Ich kann nicht singen“ oder „Ich kann kein Mathe“. Manchmal braucht es einfach nur ein wenig Hilfe, einen kleinen Schubs in die richtige Richtung. Deshalb gibt es hier bald den „Blog-Checkup“, mit dem ich Blogger:innen unterstützen werde, ihre Texte auf ein ganz neues Level zu heben. Wenn du rechtzeitig informiert werden willst, dann folge mir auf Facebook oder Instagram!

7 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Birgit,

    schön, von dieser Reise zu lesen! (Und ein bisschen schade, wie viel ich verpasst habe.)
    Du hast etwas, das wirklich nicht einfach ist, geschafft: Du machst, was du kannst und liebst (und verdienst sogar noch Geld damit). Eine tolle Kombination. Das wünsche ich auch immer meinen Kindern.

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    • Liebe Ulli, umso schöner, dass du seit einiger Zeit wieder dabei bist auf meinem Weg 🙂

      Antworten

  2. Liebe Birgit,
    ein sehr spannender Beitrag und so kurzweilig 🙂

    Ich finde es immer wieder schön zu lesen, wie andere ihren Weg zum Schreiben gefunden haben. Es liest sich wirklich so, als hättest du das gefunden, was du schon immer hättest tun sollen!

    Und was deinen neuen Kurs angeht, werde ich mal die Augen offen halten.
    Viele Grüße
    Marina

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    • Liebe Marina,
      ja, es fühlt sich auch an, als wäre es so 🙂
      Viele Grüße
      Birgit

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  3. Hallo liebe Birgit,

    was für ein spannender Weg. Und durch die schöne Gliederung ist dein Blogartikel auch sehr angenehm zu lesen. Hab auch einige Gemeinsamkeiten zwischen uns entdeckt – allem vorneweg natürlich die Liebe zum Schreiben, aber auch, dass wir beide früher Geschichten geschrieben haben und Autorinnen werden wollten. 🙂

    Herzliche Grüße
    Mim

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  4. Liebe Birgit,
    ein schöner Artikel von Dir. Das erinnert mich an meinen Start in die Selbstständigkeit. Einfach mal loslegen und dann merken, dass es klappt.
    Ich habe Dich mal in meinem Artikel verlinkt, also ohne No-Follow, damit Du einen Pingback bekommst.
    Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Projekt-Blog ;).
    LG Désirée

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    • Liebe Désirée,

      vielen Dank 😀 Freut mich, dass du den Artikel magst.

      Viele Grüße
      Birgit

      Antworten

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