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Fangt endlich an, Bücher wegzuwerfen!

Bücher wegwerfen kann wirklich befreiend sein.

Bücher wegwerfen kann wirklich befreiend sein.

Rumms.

Bücher in eine Altpapiertonne zu werfen, macht ein viel massiveres Geräusch, als ich gedacht hätte. Schnell noch ein bisschen Pappe oben drauf, muss ja nicht jeder sehen …

Beim ersten Mal, als ich schweren Herzens ein paar Bücher weggeworfen habe, fühlte es sich ein bisschen an, als hätte ich gerade kleine Kätzchen ausgesetzt. Inzwischen geht mir das viel leichter von der Hand. Ich sortiere regelmäßig Bücher aus. Nicht alle werfe ich weg, aber einen Teil schon. Und das solltet ihr auch tun!

Bücher wegwerfen, obwohl man sie liebt?

Ich liebe Bücher. Wirklich. Ich habe Bücher in meinem Regal, die ich schon mehr als zehnmal gelesen habe und die fast schon auseinanderfallen. Ich habe Bücher, die ich regelmäßig zur Hand nehme und ehrfürchtig durchblättere. Ich habe Bücher, die schon meine Mutter in ihrer Kindheit begleitet haben, eines sogar von meiner Oma. Es gibt Geschichten, die ich immer wieder hervorziehe, wenn es mir schlecht geht, und andere, mit denen ich wundervolle Erinnerungen verbinde.

Diese Bücher hüte ich wie einen Schatz. Einige von ihnen werden mich sicher noch mit ins Altenheim begleiten.

Aber, ganz ehrlich: Solche Bücher sind die Ausnahme. Bei den meisten Büchern ist das anders:

  • Es gibt Fehlkauf-Bücher, die monate- oder sogar jahrelang auf meinem Stapel ungelesener Bücher liegen und mich vorwurfsvoll anschauen.
  • Es gibt Bücher, die ich angefangen habe und nicht mochte.
  • Es gibt Bücher, die in der Vergangenheit mal sehr nützlich für mich waren, über die ich mich aber hinausentwickelt habe. Deren Themen nicht mehr meine sind oder deren Herangehensweise ich heute nicht mehr gut finde.
  • Es gibt eine Menge Bücher, die wirklich schlecht gealtert sind. 
  • Und dann gibt es noch eine Unmenge an Büchern, die ich gerne gelesen habe, aber mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht noch einmal lesen will.

All diese Bücher sortiere ich regelmäßig aus. Und manche davon werfe ich einfach weg. Aus meiner Erfahrung kann ich dir inzwischen sagen: Bücher wegwerfen tut unheimlich gut.

Die ungerechtfertigte Heiligsprechung des Buches

Bücher zu lieben ist weit verbreitet. Leider ist die Bibliophilie sehr häufig mit der Vorstellung verbunden, man dürfe Bücher nicht wegwerfen. Niemals. Auf keinen Fall.

Warum eigentlich?

Ein Buch an sich hat keinen Wert, es ist nur ein Medium. Interessant wird das Buch erst durch den Inhalt, durch die wertvollen Informationen, die inspirierenden Gedanken, die zauberhaften Geschichten.

Wenn das anders wäre, müsste man auch leere Notizbücher ehrfürchtig ins Regal stellen. Oder alte Buchkalender. Oder Telefonbücher. Oder Groschenromane. Oder pornografische Schriften aus den 70ern. Oder „Mein Kampf“. 

Die weitverbreitete Verherrlichung von Büchern stammt noch aus Zeiten, in denen Wissen für immer verloren gehen konnte, wenn man Bücher zerstört hat. Aus Zeiten, in denen Bücher mehr oder weniger die einzige Möglichkeit waren, sich Wissen anzueignen oder in andere Welten abzutauchen. Heute ist das völlig anders. Wissen und Geschichten sind auf so viele Weisen zugänglich und jederzeit wieder beschaffbar, dass Bücher nur eine Möglichkeit von vielen darstellen.

Bücher wegwerfen, um das Übermaß zu kontrollieren

Mit den Büchern ist es heute so wie mit den meisten anderen Gegenständen: Es gibt sie im Überfluss. Wir können jederzeit Bücher kaufen oder sie (fast) kostenlos in Leihbüchereien, auf Flohmärkten oder Bücherschränken bekommen. Einen Mangel an Büchern gibt es nicht, ganz im Gegenteil. Das Problem sind eher Platz und Zeit. Wann soll man die ganzen Bücher lesen? Und wohin damit, wenn man sie ausgelesen hat?

Die Kunst besteht in den meisten Bereichen unseres Lebens darin, das Überangebot zu beherrschen. Nicht mehr zu essen, als uns gut tut. Die Wohnung nicht mit ungenutzten Dingen vollzustellen. Uns nicht den ganzen Tag mit Informationen zu umgeben, die uns belasten. Realistisch einzuschätzen, was wir noch brauchen und was nicht.

Warum sollten ausgerechnet Bücher von diesem Prozess ausgenommen werden? Bücher wegwerfen, das kann ein echter Befreiungsschlag sein, der wieder Luft und Platz für andere Dinge schafft. 

Natürlich muss der Weg zum Altpapier nicht der erste Schritt sein. Manche Bücher kann man auch auf andere Weise weggeben:

Sechs Wege, Bücher sinnvoll weiterzugeben (und die Bitte, das nicht mit allen Büchern zu tun):

Wenn du Bücher aussortiert hast (Herzlichen Glückwunsch!), gibt es verschiedene Möglichkeiten, um sie sinnvoll loszuwerden:

1. Bücher an Bibliotheken abgeben

Diesen Tipp liest man ziemlich oft. Allerdings gilt er nur mit Einschränkungen. Bibliotheken sammeln nicht wahllos irgendwelche Bücher ein, sondern sie haben ein wohldurchdachtes Sortiment, das immer wieder geändert und angepasst wird. Auch Bibliotheken entsorgen Bücher, und zwar in großen Mengen.

Frag deshalb genauer nach, welche Bücher die Bibliothek haben möchte. Meine freut sich über Bücher, die in den letzten zwei, drei Jahren erschienen und in gutem Zustand sind. Alles andere hat kaum Chancen, in die Regale gestellt zu werden. Ein Teil der gespendeten oder aussortierten Bücher wandert dann auf den jährlichen Bücherflohmarkt, bei dem aber immer noch Massen an Büchern übrig bleiben. Und was passiert mit denen? Sie wandern ins Altpapier, haben davor aber noch mehreren Menschen eine ganze Menge unnötiger Arbeit gemacht.

2. Bücher verschenken

Eine gute Möglichkeit für einzelne Exemplare ist das Verschenken. Das funktioniert aber nur dann, wenn du konkret jemanden vor Augen hast, dem du es weitergeben möchtest. Und auch bei dieser Möglichkeit solltest du vorher unbedingt nachfragen, ob das Geschenk wirklich Freude macht. Denn auch andere haben viel mehr Bücher zu Hause, als sie jemals lesen können.

In einer belebten Gegend funktioniert vielleicht noch eine Kiste mit der Aufschrift „Zu verschenken“. Da das mit wenig Aufwand verbunden ist, kann es einen Versuch wert sein.

3. Bücher „freilassen“

Kennst du Bookcrossing? Das ist eine Plattform, auf der man Bücher registrieren und mit einem Etikett versehen kann. Dann legt man sie an einem öffentlichen Ort ab und hofft, dass jemand sie findet, liest und anschließend wieder „freilässt“. Theoretisch kann man auf diese Weise den Weg eines Buches von Leserin zu Leser weiterverfolgen, denn die Finder:innen sind angehalten, sich zu ihrem Fund auf der Plattform zu äußern.

Ich habe das früher ausprobiert. Es macht schon irgendwie Spaß und kann bei ganz bestimmten Büchern vielleicht funktionieren. Meine Erfahrung ist aber: Das Registrieren funktioniert meistens nicht. Ich habe noch nie Rückmeldung von einem Finder oder einer Finderin bekommen. Außerdem ist es ein recht großer Aufwand, Bücher einzeln zu etikettieren und sie dann unauffällig und wettergeschützt an einem sinnvollen Ort liegen zu lassen. Und schließlich ist das Buch dann eben doch nicht wirklich weg, sondern die Bindung bleibt bestehen. Nicht gerade das, was ich unter Aussortieren verstehe.

Das Freilassen von Büchern ist eine Variante für einzelne Bücher, deren Inhalt dir wirklich wichtig ist und die du zum Beispiel doppelt hast. Wirklich alltagstauglich ist sie aber nicht.

4. Bücher auf dem Flohmarkt verkaufen

Dinge auf einem Flohmarkt verkaufen, in der Vorstellung: Glückliche Käufer ziehen mit den aussortierten Dingen von dannen, die nun endlich wieder eine sinnvolle Verwendung finden. Der Müll des einen ist der Schatz des anderen und so. Und am Ende bleibt noch ein schöner Gewinn in der Kasse.

Dinge auf einem Flohmarkt verkaufen, in der Realität: Man schleppt schwere Kisten durch die Gegend, sitzt stundenlang im Regen oder in sengender Hitze. Die potenziellen Kunden wollen entweder gar nichts kaufen oder zumindest gar nichts dafür bezahlen. Der Tag schreitet fort und man will am liebsten die Dinge nur noch verschenken, damit man sie nicht wieder heimtragen muss. Funktioniert nicht, also trägt man 95 % der Kisten wieder nach Hause und freut sich, wenn die Einnahmen die Standgebühr und den Döner zu Mittag decken.

Ganz echt: Flohmärkte rentieren sich für Normalsterbliche fast nie. Und was besonders schlecht geht, sind Bücher. Probiere es gerne mal aus, wenn du möchtest. Aber frag dich hinterher kritisch, ob es jetzt deine Lebenszeit und Nerven wert war, dass dass du drei Bücher vor dem Altpapier bewahrt hast.

5. Bücherschränke nutzen

In vielen Städten gibt es öffentliche Bücherschränke, in die man Bücher einstellen und auch kostenlos mitnehmen kann. Eine tolle Sache, wie ich finde! In Bücherschränken kann man durchaus das eine oder andere Schätzchen finden.

Aber hier stehen auch all die Bücher, die eigentlich niemand mehr braucht und bei denen sich jemand gescheut hat, sie in den Müll zu werfen. Alte Schulatlanten von 1985. Lehrbücher zu DOS. Uralte, zerfledderter Kinderbücher mit Kritzelzeichnungen über der Schrift. Viele Bücherschränke haben Pat:innen, die dort nach dem Rechten sehen und unbrauchbare Sachen hin und wieder entfernen. Trotzdem stehen dort viele Bücher, die wahrscheinlich niemals wieder jemand lesen wird.

Auch bei Bücherschränken solltest du dir also vorher die Frage stellen, ob du mit den Büchern wirklich noch jemandem eine Freude machst oder ob du es nur auf andere schiebst, deine Bücher wegzuwerfen.

6. Gebrauchte Bücher per App verkaufen

Momox und Rebuy sind wohl die bekanntesten Abnehmer für gebrauchte Bücher im Netz. Du kannst sie in der entsprechenden App oder in der Browserversion nutzen. Man gibt einfach die ISBN ein oder scannt den Barcode und bekommt sofort ein Angebot, was für das Buch noch gezahlt wird. Sobald man über 10 Euro kommt, kann man die Bücher einpacken und kostenfrei versenden. Nach der Prüfung der Bücher kommt sehr zuverlässig das Geld aufs Konto.

Diese Möglichkeit ist für mich die beste, weil sie sehr einfach ist und wenig unnötige Zeit in Anspruch nimmt. Gleichzeitig ist sie eine wichtige Einschätzungshilfe, ob ein Buch noch etwas wert ist. Die Preise berechnen sich nach einem Algorithmus, der vor allem auf Angebot und Nachfrage beruht. Und wenn keiner der beiden Anbieter mir auch nur 10 Cent für ein Buch zahlen möchte, dann kann ich davon ausgehen, dass es kaum noch jemand braucht. Und dann ist die Altpapiertonne häufig der sinnvollste Weg. Ja, Bücher wegwerfen ist erlaubt. Wirklich.

Fazit: Macht euch frei von euren Büchern!

Jedenfalls von denen, die euch nicht glücklich machen und die ihr nicht noch einmal lesen wollt. Gebt sie sinnvoll weiter, wenn das mit vertretbarem Aufwand möglich ist. Aber traut euch auch, sie einfach wegzuwerfen, wenn der Aufwand zu groß wäre oder wenn vermutlich sowieso niemand mehr Freude daran hätte.

Wenn ihr nämlich Bücher losgeworden seid, die ihr nicht mehr braucht, kommen die wirklich wichtigen, wertvollen, emotionalen Bücher in eurem Bücherschrank erst richtig zur Geltung. Dann habt ihr ein Regal voller Bücher, von denen ihr jedes einzelne liebt. So sollte es doch sein.

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Birgit,
    au, bei deiner Überschrift habe ich Bücherfreundin gezuckt. Tatsächlich nachvollziehen kann ich Wegwerfen bei deinen Beispielen „alte Schulatlanten von 1985. Lehrbücher zu DOS. Uralte, zerfledderter Kinderbücher mit Kritzelzeichnungen über der Schrift“.
    Das Aussortieren, um nur noch die Bücher übrigzubehalten, die mir am Herzen liegen und irgendwann noch einmal lesen oder verleihen mag, praktiziere ich auch.
    Zu deiner Beispielliste möchte ich noch eine tolle Möglichkeit ergänzen, die es zumindest in Großstädten wie München gibt: an Oxfam spenden. Diese gemeinnützige Organisation nimmt gut erhaltene Bücher (oft auch Kleidung und Dekogegenstände) an. Ehrenamtliche verkaufen sie im Laden für kleines Geld weiter, der Gewinn geht in weltweite Sozialprojekte. Man tut also doppelt Gutes!
    Nach einem Umzug habe ich es geschafft, großzügig auszusortieren und mit gutem Gewissen die Bücher entweder zu Oxfam oder in offene Bücherschränke weiterzugeben. Dort lauern übrigens oft schon Buchgierige auf Frischfutter jeglicher Art. 🙂
    Und wirklich in den Altpapiercontainer geworfen habe ich mit dem Gedanken „letztlich ist es nur bedrucktes Papier, das wieder recycelt wird“ nur ein paar wenige überholte Anleitungen.

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  2. Dieser Beitag spricht mir aus dem Herzen. Ich halte es schon lange so, mich von ungeliebten Büchern oder denen, die ich nicht mehr lesen werde, rigoros zu trennen. Einen Teil verkaufe ich bei Momox, einiges stelle ich bei Rewe in das Buchregal, aber die, die ich schlecht fand oder unverkäuflich sind kommen in die Papiertonne.
    Ich behalte nur noch die Bücher, die ich evtl. nochmal lese oder die mich wirklich sehr beeindruckt haben.
    So habe ich ein luftiges Bücherregal in meinem Zimmer und beim letzten Duchsehen musste sogar Günther Grass dranglauben. „Der Krebsgang“ würde ich nicht noch Mal lesen.
    Ich sehe es so wie du, früher waren Bücher ein Schatz, eine Quelle des Wissens und der Erbauung. Doch heute bei dem großen Angebot wird es bei VieleserInnen schnell zu eng.
    Danke für den ermunternden Beitrag.

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    • Liebe Ingrid,

      es freut mich sehr, dass ich dir aus dem Herzen sprechen konnte 🙂 Vielen Dank für deinen Kommentar!

      Viele Grüße
      Birgit

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