Ein Text sollte den Leser:innen Mehrwert bieten, das ist eine der wichtigsten Regeln beim Bloggen und Texten. Allerdings verstehen viele Schreiber:innen diesen Begriff viel zu eng. Mehrwert in Texten bedeutet nicht immer, dass die Leser:innen etwas komplett Neues gelernt haben. Er kann auch völlig anders aussehen.
Das Gegenteil von Mehrwert ist Langeweile
Am einfachsten lässt sich der Mehrwert in Texten definieren, indem man sich das Gegenteil klarmacht: Ein Text hat keinen Mehrwert für dich, wenn du nach dem Lesen das Gefühl hast, dass das jetzt Zeitverschwendung war. In den meisten Fällen wirst du einen solchen Text natürlich gar nicht zu Ende lesen, sondern ihn recht schnell wegklicken. Wozu solltest du ihn auch lesen, wenn er dich langweilt und dich nicht weiterbringt? Genau das sollte also möglichst nicht passieren. Aber wie macht man das? Wie schafft man Mehrwert in Texten?
Mehrwert in Texten kann ganz unterschiedlich aussehen:
Was bedeutet dieser ominöse Mehrwert denn nun? Wie kann ich dafür sorgen, dass meine Zielgruppe meine Texte möglichst nicht als Zeitverschwendung, sondern ganz im Gegenteil als bereichernd empfindet? Das geht auf unterschiedlichen Wegen:
Mehrwert durch neue Inhalte
Die Leser:innen sollen etwas Neues durch deinen Text lernen, das ist der Klassiker beim Thema Mehrwert. Du gibst also Wissen weiter, das die Leser:innen so noch nicht hatten. Wenn das gelingt, ist es super.
Allerdings kann genau dieser Anspruch hemmend wirken. Schließlich kann man nicht ständig neues Wissen produzieren. Die meisten Informationen gibt es längst anderswo, wie soll man da immer etwas Neues schreiben? An dieser Stelle gerät man leicht in das Phänomen, das Judith Peters „Content-Ängst“ nennt: Man schreibt nichts mehr, weil man ja nichts komplett Neues zu sagen hat. Dabei ist das gar nicht nötig. Mehrwert hat nämlich noch viele weitere Gesichter:
Mehrwert durch eine persönliche Sichtweise
Viele Blogger:innen versuchen, eine sehr große Zielgruppe anzusprechen. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass die Themen ziemlich allgemein werden. Klar braucht es auch solche Grundlagentexte. Aber oft sind die Detailansichten und persönlichen Sichtweisen interessanter. Wenn ich Grundlagen haben möchte, schaue ich erst mal bei Wikipedia rein und nicht bei einem Blog. In Blogs interessiert mich dagegen die persönliche Sicht der Autor:innen. Wie gehen sie an die Sache heran? Welchen Blick haben sie auf das Thema? Welche Vorlieben, Meinungen und Erfahrungen haben sie? Welche Fehler haben sie vielleicht schon gemacht und daraus gelernt? Der Mehrwert entsteht bei solchen Texten also nicht durch reines Fachwissen, sondern durch den persönlichen Blickwinkel einer bestimmten Person.
Mehrwert durch deine persönliche Art, etwas zu erklären
In der Schule kam ich mit binomischen und trinomischen Formeln ganz gut zurecht. Ich lernte sie halt auswendig und konnte sie dann ganz gut anwenden. Aber irgendwann während meines Lehramtsstudiums erklärte eine Dozentin die trinomischen Formeln noch einmal neu, anhand eines Würfels, wie er in der Montessori-Pädagogik schon im Kindergarten verwendet wird. Und plötzlich gingen mir ganze Kronleuchter auf. DAS steckte also hinter diesen Formeln? Das waren gar nicht nur Zahlen auf dem Papier, sondern es gab einen geometrischen Zusammenhang? Ich war schwer beeindruckt.
Ganz sicher hatten mit meine Mathelehrer:innen diesen geometrischen Zusammenhang in der Schule auch erklärt. Aber das war nicht hängen geblieben oder ich hatte es gar nicht erst verstanden. Durch die neue Herangehensweise wurde mir aber plötzlich alles klar.
Im Bezug auf deine Texte bedeutet das: Es kann sein, dass genau deine Worte anderen ein Licht aufgehen lassen, auch wenn sie den Inhalt schon häufiger anderswo gehört und gelesen haben. Je besser du die Sprache deiner Leser:innen sprichst, umso leichter gelingt das. Der Mehrwert in deinen Texten entsteht dann durch deine ganz persönliche Art, Dinge zu erklären.
Mehrwert durch Unterhaltung
Lustige Tiervideos haben keinen inhaltlichen Mehrwert, sind aber trotzdem extrem beliebt. Der Grund: Wir fühlen uns davon unterhalten. Bei Texten ist das nicht anders: Wenn ein Text Spaß macht, lustig geschrieben ist oder besonders treffende Wortbilder verwendet, steigert das den Mehrwert.
Mehrwert durch das Gefühl, verstanden zu werden
Kennst du diese Texte, bei denen du alle zwei Sätze schreien willst: „JA, GENAU SO IST ES“? Alleine das Gefühl, dass es anderen mit einem Thema genauso geht, kann schon unschätzbaren Mehrwert liefern. Manchmal sind es Rants, die dieses Gefühl auslösen, manchmal Beschreibungen von Alltagssituationen oder sogar gesellschaftliche oder politische Kommentare. Es tut gut, verstanden zu werden und mit der eigenen Wahrnehmung oder Meinung nicht alleine dazustehen. Auch das ist Mehrwert, selbst wenn der:die Leser:in inhaltlich gar nichts Neues gelernt hat.
Mit diesen 5 Tipps steigerst du den Mehrwert in deinen Texten
Wenn du deine Leser:innen besser erreichen und ihnen echten Mehrwert bieten möchtest, kannst du so vorgehen:
Tipp 1: Weg mit Überflüssigem
Eigentlich ist es simpel: Der Mehrwert in deinem Text wird größer, wenn du alle Bestandteile ohne Mehrwert entfernst. Das bedeutet:
Halte Ausschau nach Füllwörtern und leeren Floskeln. Diese kannst du fast immer streichen, ohne dass dem Text etwas fehlt. Die Alarmglocken sollten zum Beispiel bei Wörtern klingeln, die deine Aussagen einschränken: „vielleicht“, „eigentlich“, „etwas“, „überaus“, „meistens“ usw.
Überprüfe außerdem, ob alles, was du schreibst, den Text vorwärtsbringt. Es passiert gar nicht so selten, dass Autor:innen vom Thema abkommen und sich in Plaudereien verlieren. Das kann manchmal super sein, ist vielen Texten aber eher störend. Wähle dein Thema und bleibe dann dabei!
Lass dich nicht von Angaben über die perfekte Länge von Blogbeiträgen irritieren! Ein Text ist so lang, wie er eben ist. Wenn mit 500 Wörtern alles Wichtige gesagt ist, ist der Text eben 500 Wörter lang. Wenn du 3000 Wörter brauchst, schreibst du 3000 Wörter (oder gliederst den Text in zwei oder drei einzelne Themen). Es ist nie eine gute Idee, einen Text künstlich aufzublähen, damit er eine gewisse Länge erreicht.
Tipp 2: Sorge für eine gut lesbare Struktur
Deine Leser:innen können den Inhalt deiner Texte viel leichter aufnehmen, wenn die Struktur gut erfassbar ist:
- Gliedere den Text in sinnvolle, nicht zu lange Absätze.
- Füge Aufzählungen ein, wo es sinnvoll ist.
- Strukturiere den Text mit Zwischenüberschriften, die deine Leser:innen durch den Text führen. (Für die Suchmaschinenoptimierung solltest du dafür unbedingt H2, H3 etc. verwenden und nicht händisch die Größe anpassen!)
- Optische Elemente wie Kästen, Bilder oder Infogramme sorgen für noch mehr Übersichtlichkeit.
Tipp 3: Kenne die Bedürfnisse deiner Zielgruppe
Du wirst niemals einen Text schreiben können, der jedem Menschen Mehrwert liefert. Manche interessieren sich schlichtweg nicht für dein Thema. Andere stecken so tief drin, dass sie aus deinem Text nichts Neues ziehen können. Wieder andere stehen vielleicht noch so am Anfang, dass dein Text sie überfordert. Und manche mögen einfach deinen Schreibstil oder deinen Humor nicht. Everybody’s darling kannst du auch beim Schreiben nicht sein, so ist das einfach.
Die gute Nachricht ist aber: Du musst gar nicht allen Menschen Mehrwert bieten, sondern nur denjenigen, für die du schreibst. Solange deine Zielgruppe deinen Text als bereichernd empfindet, ist alles in bester Ordnung. Deshalb solltest du wissen, wie deine Zielgruppe aussieht und welche Fragen und Bedürfnisse sie hat.
Tipp 4: Werde konkret
Hintergrundwissen und theoretische Überlegungen können sehr interessant sein. Noch besser ist es aber, wenn du konkreter wirst und direkt umsetzbare Tipps geben kannst. Wenn deine Leser:innen sofort etwas aus deinem Text umsetzen können, empfinden sie größeren Mehrwert. Finde deshalb möglichst oft Anwendungstipps oder konkrete Beispiele für deine Texte.
Tipp 5: Trau dich was
Glattgebügelte, perfekt durchstrukturierte Texte sind manchmal ziemlich langweilig, oder? Es kann sich lohnen, immer wieder mit neuen Strukturen, Inhalten und Sprachbildern zu experimentieren. Probiere dich aus und finde heraus, was bei deiner Zielgruppe gut ankommt und damit Mehrwert bringt. Habe Mut zum Unperfekten, aber Spaßigen oder Neuen! Vielleicht triffst du genau damit den Nerv deiner Leser:innen.