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8 weitverbreitete Irrtümer über ADHS

Titelbild zum Blogartikel "8 Irrtümer über ADHS (und wie es wirklich ist)Vor inzwischen zwei Jahren habe ich mit 43 Jahren meine ADHS-Diagnose bekommen. Ich habe mich entschieden, absolut offen damit umzugehen. Eine Entscheidung, die für mich genau richtig war und die viele positive Reaktionen hervorgerufen hat.

Aber manchmal komme ich aus dem Kopfschütteln kaum noch heraus. Es macht mich fassungslos, wie viele Missverständnisse, Vorurteile, falsche Vorstellungen und Irrtümer über ADHS in den Köpfen vieler Menschen stecken.

Selbst Fachpersonen kommen manchmal mit so absurden Falschinformationen ums Eck, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen.

Zum Beispiel sagte mal eine Apothekerin beim Entgegennehmen des Ritalin-Rezepts, man könne ja stattdessen auch diese und jene Vitamine nehmen, die seien auch gut fürs Gehirn.

Auch gut fürs Gehirn!

Und das sagte sie, ohne die geringsten Informationen über die Symptome oder die Krankheitsgeschichte. Einfach so.

Wir brauchen noch viel, viel mehr Wissen über ADHS! Überall in der Gesellschaft!

Deshalb schreibe ich hier und auf Threads immer wieder über ADHS und möchte das in Zukunft noch deutlich mehr tun.

Deshalb habe ich ein ADHS-Bullshit-Bingo entwickelt, das du dir hier kostenlos herunterladen kannst.

Und deshalb räume ich heute hier im Blog ausführlich mit 8 der häufigsten Irrtümer über ADHS auf! Los geht’s!

Irrtümer über ADHS, Nr. 1: ADHS erkennt man an Hyperaktivität und Konzentrationsschwäche!

Beim Thema ADHS denken die meisten Menschen an den typischen „Zappelphilip“. Dieses Kind, das ständig in der Schule stört, nicht ruhig sitzen bleibt und sich nicht konzentrieren kann. Hyperaktivität und Konzentrationsschwäche eben.

Diese Beschreibung von ADHS ist falsch.

Weil sie so stark verkürzt ist. Und weil gar nicht alle ADHSler*innen sichtbare Zeichen von Hyperaktivität haben.

Richtig ist: ADHS gibt es mit und ohne Hyperaktivität

ADHS kann mit Hyperaktivität einhergehen, muss aber nicht. Es gibt auch Formen, die nach außen hin kaum auffallen und eher mit Tagträumen als mit sichtbarem Bewegungsdrang einhergehen. Früher unterschied man zwischen ADHS (mit Hyperaktivität) und ADS (ohne Hyperaktivität). Heute fasst man beides unter dem Begriff AD(H)S zusammen und unterscheidet „nur noch“ verschiedene Typen.

Richtig ist: Hyperaktivität wird nicht immer nach außen hin sichtbar

Herumzappeln ist nicht die einzige Form von Hyperaktivität. Es gibt auch noch die Art, die vor allem im Kopf stattfindet:

Ständig mehrere Gedankenstränge gleichzeitig, einer davon schreit, ein anderer katastrophisiert, auf zweien dudelt Musik, irgendwo wird die Todo-Liste heruntergerattert.

Der Kopf kommt fast nie wirklich zur Ruhe. Nach außen hin ist das kaum sichtbar, für die Betroffenen aber eine ständige Belastung.

Oh, und dann gibt es da natürlich noch das Thema „Masking“: Möglicherweise siehst du die Hyperaktivität nicht, weil viele ADHSler*innen sie unterdrücken oder möglichst unauffällig in kleinsten Bewegungen ausleben. Nur weil man sie nicht sieht, ist die Unruhe aber nicht verschwunden. Häufig ganz im Gegenteil.

Richtig ist: Neben Konzentrationsproblemen gibt es noch viele weitere ADHS-Symptome

Eine Konzentrationsschwäche gehört tatsächlich zu den Hauptsymptomen von ADHS. Aber auch sie ist viel komplexer als „kann in der Schule nicht zuhören“.

Zusätzlich zur Hyperaktivität und Konzentrationsschwäche gibt noch unzählige weitere Symptome, die mindestens so schwer wiegen. Um nur eine winzige Auswahl zu nennen:

  • Impulsivität
  • innere Unruhe
  • Organisationsprobleme
  • Schwierigkeiten bei der Selbstregulation
  • exekutive Dysfunktion (also eine Unfähigkeit, ins Handeln zu kommen oder Dinge zu Ende zu führen)
  • höhere Gefahr für Angststörungen, Depressionen und Suchterkrankungen
  • Schlafstörungen
  • Probleme im sozialen Umfeld, in der Schule und der Arbeit
  • niedrige Frustrationstoleranz

Hier habe ich schon einmal darüber geschrieben, wie sehr ADHS das Leben beeinflussen und erschweren kann. Die Reduktion auf Hyperaktivität und Konzentrationsschwäche ist also viel zu kurz gegriffen und ein Zeichen für sehr wenig Hintergrundwissen.


Irrtümer über ADHS, Nr. 2: Nur Kinder haben ADHS!

Bis vor wenigen Jahren galt die vorherrschende Meinung, dass sich ADHS in den meisten Fällen „verwächst“, wenn die Betroffenen erwachsen werden. Man verstand ADHS als typisches Problem der Kinder- und Jugendzeit, das danach keine Probleme mehr verursacht.

Inzwischen weiß man, dass das in sehr vielen Fällen nicht stimmt.

Richtig ist: Auch viele Erwachsene haben ADHS

Das ADHS verschwindet nicht, wenn man erwachsen wird. Wie sollte es auch: Es handelt sich um eine Neurodiversität, um eine angeborene, von der Norm abweichende Gehirnfunktion. Die verändert sich nicht einfach durch die Pubertät. Es zeigt sich nur weniger nach außen. Und mit ein bisschen Glück hat man Strategien gefunden, die den Leidensdruck reduzieren. (Wobei das auch gewissermaßen ein Pech sein kann, denn man bemerkt die eigene Belastung manchmal erst sehr spät und nicht selten durch andere psychische Probleme.)

Richtig ist: Viele Erwachsene sind trotz ADHS unauffällig

Das hat damit zu tun, dass wir ADHSler*innen natürlich über die Jahre lernen, mit unseren Einschränkungen umzugehen und möglichst nicht negativ aufzufallen. Wir bauen uns ein System aus Tricks und Strategien, mit denen wir im Alltag funktionieren und unser Leben so weit wie möglich auf die Reihe bekommen.

Die Symptome sind aber bei sehr vielen Betroffenen weiterhin vorhanden. Sie sorgen für enorme Kraftanstrengungen und Belastungen, die uns oft selbst nicht bewusst sind. Sie führen dazu, dass wir ständig das Gefühl haben, kämpfen zu müssen, nicht gut genug zu sein und uns noch mehr anstrengen zu müssen. Und sie sorgen nicht selten dafür, dass Betroffene im Erwachsenenalter mit Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen in der Therapie sitzen, weil die ADHS-Symptomatik nicht behandelt wurde.

Es ist also ein Irrtum, dass nur Kinder ADHS hätten. Die Wahrheit ist: ADHS verschwindet im Erwachsenenalter nicht einfach. Wir lernen nur, besser damit umzugehen.

Übrigens: Bei Frauen gibt es im Erwachsenenalter sogar eine besonders schwierige Phase. Häufig nehmen die ADHS-Symptome nämlich in den Wechseljahren noch einmal deutlich zu. Aber zum Thema Mädchen und Frauen kommen wir sowieso im nächsten Punkt:


Irrtümer über ADHS, Nr. 3: Nur Jungs haben ADHS!

Lange Zeit dachte man, ADHS käme in erster Linie bei Jungen vor, Mädchen seien kaum betroffen. In den letzten 10 oder 15 Jahren hat sich diese Ansicht deutlich gewandelt. Inzwischen weiß man: Mädchen und Frauen sind genauso betroffen, fallen aber seltener auf.

Richtig ist: ADHS ist unabhängig vom Geschlecht

Auch Mädchen und Frauen haben ADHS. Bei ihnen zeigen sich aber häufig die Symptome anders. Sie sind häufig angepasster, lernen sehr frühzeitig zu maskieren und sind seltener hyperaktiv. Dadurch fallen sie weniger auf. Ein verträumtes und vielleicht ein bisschen verpeiltes Mädchen erregt eben deutlich weniger Aufmerksamkeit als ein hyperaktiver, Grenzen überschreitender Junge.

Naja, und dann gibt es da noch einen weiteren Aspekt: Über die Jahrhunderte hinweg standen Mädchen und Frauen kaum im Zentrum der Forschung, nicht nur bei ADHS. Man wusste also schlicht und ergreifend zu wenig über ihre Symptome, weil man zu wenig hingesehen hat.

Richtig ist: Mädchen und Frauen mit ADHS werden sehr viel später diagnostiziert

Nach außen hin merkt man vielen Mädchen und Frauen das ADHS kaum an. Das ändert aber nichts am Leidensdruck, der durch die Symptome bestehen kann. Im Gegenteil: Mädchen bekommen im Durchschnitt sehr viel später ihre Diagnose als Jungen und damit wird ihnen auch weniger geholfen.

Ich selbst war 43, als das ADHS bei mir diagnostiziert wurde.

Richtig ist also: ADHS kommt bei allen Geschlechtern vor. Bei Mädchen und Frauen hat man es nur sehr lange übersehen, weil sich die Symptomatik häufig anders zeigt.


Irrtümer über ADHS, Nr. 4: ADHS kommt von zu wenig Aufmerksamkeit!

Dieses Vorurteil ist mir erst relativ spät begegnet, aber es scheint weit verbreitet zu sein. Und es ist ganz besonders toxisch. Darum geht es:

AD(H)S bedeutet ausgeschrieben Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts)-Störung. Aus dem Begriff „Aufmerksamkeits-Defizit“ leiten viele Menschen den Irrtum ab, ADHS würde entstehen, wenn Kinder zu wenig Aufmerksamkeit bekommen (also ein Aufmerksamkeits-Defizit in ihrer Entwicklung haben).

Wer von diesem Irrtum ausgeht, hat sofort das Bild von einem schlechten, wenig liebevollen Elternhaus vor Augen. Und von Kindern, die sich absichtlich störend verhalten, um Aufmerksamkeit zu erzwingen. Das ist vollkommen falsch.

Richtig ist: ADHSler*innen haben Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit zu lenken

Der Begriff Aufmerksamkeits-Defizit-Störung bedeutet nicht, dass jemand zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hätte. Er bedeutet, dass ADHSler*innen Schwierigkeiten haben, ihre Aufmerksamkeit zu lenken und zu halten.

Wir sind sehr leicht ablenkbar, nehmen Störungen sehr viel massiver wahr und können uns schwerer als andere Menschen auf etwas konzentrieren. Der Begriff beschreibt also keine Ursache, sondern eines der Hauptsymptome.

Richtig ist: ADHS ist angeboren

Die Ursachen liegen ganz woanders: ADHS ist in erster Linie genetisch bedingt. Man kommt also damit auf die Welt.

Ein Mangel an Aufmerksamkeit gehört nicht zu den Ursachen. Und Kinder mit ADHS verhalten sich auch nicht auffällig, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Sondern weil sie Leidensdruck haben und oft auch, weil sie gar nicht anders können.

Hört also gefälligst auf, direkt den Eltern die Schuld zu geben, wenn ein Kind irgendein Problem hat, Himmelsakramtentnocheins!


Irrtümer über ADHS, Nr. 5: ADHS ist eine Modeerscheinung!

In den letzten Jahren wird das Thema ADHS immer bekannter. Viele, viele Menschen bekommen diese Diagnose und man kann je nach Bubble fast den Eindruck bekommen, irgendwie hätte jetzt jeder ADHS.

Ist es also einfach eine Modeerscheinung? Will jetzt einfach jeder ADHS haben, weil es irgendwie fancy ist? Nein!

Das sind ein paar der Gründe für die aktuelle Präsenz des Themas:

Richtig ist: Erwachsene (und vor allem Frauen) können erst seit Kurzem behandelt werden

  • ADHS-Diagnosen (und Therapien) bei Erwachsenen gibt es noch nicht lange. Bis vor ca. 15 Jahren ist man davon ausgegangen, dass sich das Problem in den meisten Fällen „verwächst“ (siehe Punkt 2). Deshalb wurden Erwachsene in den seltensten Fällen diagnostiziert und das ändert sich gerade.
  • Auch die ADHS-Behandlung für Erwachsene ist sehr neu. Die Medikamente sind erst seit einigen Jahren für sie zugelassen und damit steigt der Benefit einer ADHS-Diagnose.
  • Gleiches gilt in verstärktem Maße für Frauen. Erst seit wenigen Jahren wächst das Wissen darüber, wie ADHS bei Frauen aussehen kann und dass Behandlung auch dann sinnvoll sein kann, wenn nach außen nur wenige Symptome sichtbar werden.

Richtig ist: Das Thema ADHS bekommt mehr Aufmerksamkeit

  • Über die sozialen Medien ist das Thema ADHS in den letzten Jahren viel bekannter geworden. Außerdem sind Informationen darüber viel leichter verfügbar. Dadurch werden natürlich auch mehr Menschen diagnostiziert.

Richtig ist: ADHS-Diagnosen können zu weiteren führen

  • ADHS-Diagnosen lösen oft weitere ADHS-Diagnosen aus. Das hat zwei Gründe:
    • 1. ADHS ist erblich bedingt. Oft kommen Erwachsene erst so richtig mit dem Thema in Berührung, wenn ihre Kinder (oder Geschwister) diagnostiziert werden. Und plötzlich stellt sich heraus, wie weit das Problem in der Familie verbreitet sein könnte …
    • 2. ADHSler*innen sind Rudeltiere. In Freundeskreisen finden sich häufig mehrere neurodivergente Menschen. Und wenn da mal die ersten ihre Diagnose haben, entsteht viel eher der Verdacht, dass man selbst auch betroffen sein könnte.

ADHS ist also keine Modeerscheinung, sondern es tritt nur mehr ins Bewusstsein. Und dadurch bekommen zur Zeit viele Menschen endlich die passende Diagnose, die teilweise schon vor Jahrzehnten hätten diagnostiziert werden sollen.


Irrtümer über ADHS, Nr. 6: ADHS-Medikamente sind gefährliche Drogen!

Richtig ist, dass ADHS-Medikamente unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Das bedeutet aber nicht, dass sie deswegen besonders gefährlich wären oder abhängig machen würden.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Natürlich sind Ritalin und Co. keine Smarties. Die Einnahme muss gründlich überlegt und ärztlich begleitet werden. Die Medikamente können Nebenwirkungen haben, manchmal auch gefährliche, so wie die meisten anderen wirksamen Medikamente.

Richtig ist: ADHS-Medikamente gelten nur deshalb als Betäubungsmittel, weil sie von Nichtbetroffenen missbraucht werden

Wichtig zu wissen ist aber: ADHS-Medikamente fallen deshalb unter das Betäubungsmittelgesetz, weil NEUROTYPISCHE Menschen sie missbrauchen können.

Sie stimulieren das Gehirn. Bei Menschen mit ADHS bedeutet das eine gewisse Normalisierung des Denkens. Sie werden ruhiger und können sich besser konzentrieren, idealerweise auf dem Niveau von neurotypischen Menschen, wenigstens für ein paar Stunden am Tag. Auf diese Weise können sie ihr Leben besser bewältigen und die belastenden Symptome werden vorübergehend abgeschwächt.

(Funfact: Ein ADHS-Gehirn reagiert auch auf andere Stimulanzien oft untypisch. Zum Beispiel wirkt Koffein bei vielen Menschen mit ADHS kaum oder gar nicht anregend, manchmal sogar eher beruhigend.)

Bei Menschen ohne ADHS haben die Medikamente dagegen eine Art Doping-Wirkung. Das kann einerseits schädlich sein und rechtfertigt andererseits nicht die möglichen Nebenwirkungen. DESHALB sind Ritalin und Co. als Betäubungsmittel eingestuft.

Das Problem sind also nicht die Menschen mit ADHS. Bei ihnen können die Medikamente eine gigantische Hilfe sein. Das Problem sind diejenigen, deren Gehirn schon normal leistungsfähig ist und die sich mit den Medikamenten einen zusätzlichen Vorteil verschaffen wollen.


Irrtümer über ADHS, Nr. 7: ADHS-Medikamente sollen Kinder nur in der Schule ruhigstellen!

Ja, manche Kinder (und Erwachsene) mit ADHS sind echt nervtötend. Das kann den Unterricht und die Mitschüler*innen und die Lehrer*innen empfindlich stören.

Viel wichtiger ist aber: Das stört vor allem den Menschen, der ADHS hat. Wer so viel Unruhe nach außen trägt, hat nämlich eine noch viel größere Unruhe im Kopf.

Richtig ist: ADHS soll vor allem den betroffenen Kindern helfen

Kinder mit ADHS leiden. Sie geben sich Mühe, die Anforderungen zu erfüllen, und schaffen es nicht. Sie spüren, dass sie unter ihren Möglichkeiten bleiben. Sie bekommen Ärger für Dinge, die sie nicht ändern können. Und sie haben ein gigantisches Chaos im Kopf, das sie nicht beherrschen können.

Gegen all diese Dinge können Medikamente helfen. Natürlich muss man im Einzelfall prüfen, ob ein Kind von Medikamenten profitiert und ob die Vorteile in einem guten Verhältnis zu möglichen Nebenwirkungen und Risiken stehen. Aber dabei geht es nicht um Bequemlichkeit der Eltern und Lehrer*innen und auch nicht um bessere Noten. Es geht um echte Hilfe für Kinder mit belastenden Symptomen.


Irrtümer über ADHS, Nr. 8: ADHS-Diagnosen bei Erwachsenen sind überflüssig

Du hast doch dein Leben im Griff, warum brauchst du überhaupt eine Diagnose?“ Diese Aussage habe ich schon so oft gehört – mir selbst gegenüber und auch aus Erzählungen von anderen.

Wofür ist also eine ADHS-Diagnose im Erwachsenenalter gut? Klebt man sich damit nicht unnötig ein „Label“ auf?

Richtig ist: Es gibt viele gute Gründe für eine ADHS-Diagnose

Über dieses Thema könnte ich ewig schreiben. Um hier nicht komplett den Rahmen zu sprengen, nur kurz und knapp die wichtigsten 5 Argumente für eine ADHS-Diagnose, auch im Erwachsenenalter:

  1. Die Diagnose eröffnet die Möglichkeit einer gezielten Behandlung mit Medikamenten und/oder Psychotherapie, wenn das nötig und gewünscht ist.
  2. Das Label „ADHS“ ist sehr viel treffender als die Labels, die wir im Lauf unseres Lebens schon erhalten haben. Darauf stehen nämlich Dinge wie „faul“, „unfähig“, „dumm“, „komisch“, „unerzogen“ oder „unbeherrscht“. Es ist sehr gut zu wissen, dass man ein normales Zebra ist und kein kaputtes Pferd.
  3. Ein ADHS-Gehirn funktioniert an vielen Stellen anders als ein neurotypisches. Wenn man das weiß, erforscht und anerkennt, ist es viel leichter, sich selbst ein Umfeld zu schaffen, in dem man die eigenen Fähigkeiten optimal einsetzen kann.
  4. ADHS erhöht das Risiko für Depressionen, Suchterkrankungen, Angststörungen und viele weitere psychische Probleme, die dann womöglich auch noch falsch behandelt werden, wenn man das darunterliegende ADHS nicht erkennt. Die richtige Diagnose ist für eine gute Behandlung absolut entscheidend. Und viele psychische Probleme können sogar ganz verhindert werden, wenn die ADHS-Diagnose rechtzeitig feststeht und man darauf reagieren kann.
  5. Das Thema ADHS braucht mehr Aufmerksamkeit. Nur dann können sich gesellschaftliche Strukturen verbessern und Vorurteile abgebaut werden, sodass am Ende mehr Menschen wirklich nach ihren Fähigkeiten und ihren Bedürfnissen leben können. (Über dieses Thema habe ich hier schon mal einen Rant geschrieben.) Und dafür braucht es Menschen, die einerseits diagnostiziert sind und andererseits offen mit dem Thema umgehen.

Du willst noch mehr ADHS-Irrtümer? Dann lade dir das ADHS-Bullshit-Bingo herunter!

Sind wir mal ganz ehrlich: Das sind längst nicht alle Irrtümer über ADHS. Immer wieder begegnen mir die gleichen komischen Sichtweisen (und manchmal auch ganz neue), die mich den Kopf schütteln und manchmal leicht hysterisch auflachen lassen.

Deshalb habe ich ein ADHS-Bullshit-Bingo erstellt. 16 falsche, nervige, seltsame und vor allem häufig wiederkehrende Aussagen über ADHS zum Ankreuzen und dazu kurze Erklärungen und Richtigstellungen. Ab sofort rufen wir innerlich BINGO, wenn mal wieder irgendjemand mit einer völlig überholten, respektlosen oder komplett falschen Aussage daherkommt.

Klingt gut für dich? Hier kannst du dir das ADHS-Bullshit-Bingo für 0 Euro herunterladen. 

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Birgit

    Vielen Dank für deinen informativen und aufklärenden Artikel.

    „ADHS ist eine Modeerscheinung“ – das habe ich auch schon von psychologisch ausgebildeten (aber krass unterinformierten) Menschen gehört.

    Für Personen, die spät diagnostiziert wurden und auf die (vermeidbaren) Scherbenhaufen in ihrem Leben zurückschauen müssen, ist das wie ein Schlag ins Gesicht.

    Wirklich gut, dass du darüber schreibst!

    Herzlich, Chris

    Antworten

    • Liebe Chris,
      ja, es sind leider bei Weitem nicht nur Laien, die diese falschen Infos glauben und weitergeben. Da muss sich noch sehr viel tun! Oh, und diesen Blick auf den Scherbenhaufen und das Neu-Zusammensetzen, das kenne ich nur zu gut!
      Viele Grüße
      Birgit

      Antworten

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