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ADHS hat viele Gesichter: Hier ist das von Yasmin

Titelbild: "Gastartikel: ADHS hat viele Gesichter - hier ist das von Yasmin"Yasmin hat selbst keinen Blog, aber sie wollte trotzdem bei meiner Blogparade rund um ADHS teilnehmen, was mich natürlich sehr freut. Hier kommt deshalb ihr Beitrag als Gastartikel.

Das schreibt Yasmin über ihre Erfahrungen, über ihr Gesicht mit ADHS (und Autismus):


ADHS und Autismus – Zwischen zwei Welten

Manchmal fühlt es sich an, als würde ich zwischen zwei Welten leben. Zwischen Impulsivität und Perfektionismus. Zwischen Kreativität und Reizüberflutung. Zwischen dem Wunsch nach Struktur und künstlerischem Chaos. ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) und ASS (Autismus-Spektrum-Störung) prägen mein Leben auf tiefgreifende Weise – sie sind Herausforderungen, aber auch Quellen besonderer Fähigkeiten.

Eine dieser Fähigkeiten ist meine Kreativität. Besonders in der Musik finde ich Ausdruck, Halt und Ruhe. Wenn ich komponiere oder musiziere, sortieren sich meine Gedanken, das Karussell im Kopf wird langsamer. Musik ist für mich kein bloßes Hobby, sondern ein innerer Kompass, der mir hilft, mit mir selbst in Verbindung zu bleiben.

Meine Emotionen sind intensiv, tief, manchmal überwältigend. Ich denke viel, oft zu analytisch und genau das steht mir gelegentlich im Weg. Situationen und Menschen versuche ich richtig einzuordnen, doch Unsicherheiten bleiben. Die Außenwelt versteht mich nicht immer und ich sie auch nicht. Das Gefühl, „zwischen zwei Welten“ zu stehen, ist mehr als nur eine Metapher: Ich bewege mich ständig zwischen Anpassung und Authentizität.

Veränderungen mag ich nicht. Und doch bin ich plötzlich voller Tatendrang, wenn es zum Beispiel um ein spontanes Treffen oder eine kreative Idee geht. In solchen Momenten bin ich euphorisch, hochkonzentriert im sogenannten Hyperfokus. Ich merke dann manchmal nicht, wann mein Energielevel absackt. Erst hinterher.

Diese Ambivalenzen begleiten mich schon lange. Früher vertraute ich den falschen Menschen und war misstrauisch gegenüber denen, die es eigentlich gut mit mir meinten. Ich versuchte, in Klischees und gesellschaftliche Erwartungen zu passen, damit ich akzeptiert wurde.

Doch dabei verlor ich mich selbst.

Schon als Kind war ich kreativ, musikalisch und gleichzeitig perfektionistisch und unsicher zugleich. Im sozialen Miteinander war ich sehr emotional, redete oft dazwischen, was unhöflich wirkte. Diese Impulsivität führte oft zu Missverständnissen und Konflikte versuchte ich durch Rückzug oder gedankliches Ausweichen zu vermeiden. Was mir durch meine emotionale, impulsive Art wiederum nicht gelang.

Ich habe gelernt, Menschen mehr zu analysieren, eine Strategie, die aus Unsicherheit und Erfahrungen geboren wurde: Mobbing in der Schulzeit, missbräuchliche Beziehungen, Verletzungen, die sich tief eingegraben haben. Diese Muster loszulassen, ist ein Prozess – einer, der Zeit braucht.

Und doch gibt es wiederum viele Momente, in denen ich mich für etwas oder jemanden begeistern kann und dann freue ich mich und bin glücklich. Ich kann andere mitreißen, motivieren, inspirieren. Diese Leidenschaft ist eine meiner größten Stärken.

Es ist schön, dass es eine Welt gibt, die so voller Vielfalt ist. Ich freue mich über all die neurodivergenten Menschen, die mit ihren Besonderheiten das Leben bunter machen. Ich weiß heute: Ich bin nicht allein damit. Nicht mit meinen Stärken, nicht mit meinen Schwächen. Jeder Mensch ist einzigartig – und genau das macht uns aus.

Im letzten Jahr habe ich viel über mich selbst gelernt. Ich beginne zu verstehen, wie wichtig es ist, meine Gefühle ernst zu nehmen, meine Grenzen zu achten. Pausen zu machen, bevor die Überforderung mich überrollt. Ich übe mich in Selbstreflexion, in Achtsamkeit. Es ist nicht immer leicht – ich falle, ich stolpere. Aber ich stehe wieder auf. Denn jeder Schritt bringt mich näher zu mir selbst und zu einem Leben, das sich richtig anfühlt.


Du hast selbst auch etwas rund um ADHS zu erzählen? Dann freue ich mich über deinen Beitrag zur Blogparade! Alle Infos findest du hier, die Teilnahme ist bis zum 30. Juni 2025 möglich.

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